Die teilnehmenden Delegierten des Gewerkschaftstages in Egestorf 2025 mit den Gästen (Foto: BTB-NI FG Verm)
BTB Landesfachgruppe Vermessung trifft sich zum Gewerkschaftstag in Egestorf
Am 06. und 07. November 2025 trafen sich die Delegierten der Landesfachgruppe Vermessung zu ihrem diesjährigen Gewerkschaftstag in Egestorf in der Lüneburger Heide.
Im besonderen Fokus standen in diesem Jahr natürlich die anstehenden Tarifverhandlungen. Insbesondere wurde endlich die Angleichung des TV‑L an den TVöD gefordert. Schon viel zu lange erleben die Beschäftigten der Landesverwaltung die Ungleichbehandlung z.B. in Form von geringeren Tabellenentgelten oder schlechteren Regelungen bei Jahressonderzahlungen. Die Fachgruppe Vermessung wird zudem Fragen zu zukünftigen Dienstpostenbewertungen im LGLN oder auch einer attraktiveren Anwärter- und Referendariatsausbildung direkt mit Verantwortlichen aus Verwaltung und Politik, sowie den gewerkschaftlichen Dachverbänden diskutieren.
Ausblick auf die Tarifrunde 2025/2026 für die Beschäftigten der Landesverwaltung
Die nächste Tarifrunde für den Länderbereich steht unmittelbar bevor. Auf den verschiedenen gewerkschaftlichen Ebenen macht man sich bereits seit einiger Zeit umfassende Gedanken, wie der Forderungskatalog für diese Tarifrunde aussehen soll.
Von Mitgliederbefragungen, über Regionalkonferenzen bis hin zu den Diskussionen in den verschiedenen Vorständen werden potenzielle Forderungen unter Beteiligung des BTB intensiv beraten und diskutiert. Die offizielle Forderung seitens der Gewerkschaften wird am 17. November 2025 abschließend festgelegt und verkündet.
Danach sind drei Verhandlungsrunden, die Erste am 03. Dezember 2025, die Zweite am 15. und 16. Januar 2026 und die dritte Verhandlungsrunde am 11. und 12. Februar 2026, geplant.
Alles wie immer? Nein! Es wird eine harte und schwierige Tarifauseinandersetzung erwartet. Dies liegt nicht zuletzt an den schwierigen Rahmenbedingungen. Von daher wird die Tarifrunde mit Sicherheit kein Selbstläufer werden.
Nur wenn es gelingt, den Forderungen Nachdruck zu verleihen, wird es einen entsprechenden Abschluss geben. Das heißt, dass alle Mitglieder die Aktionen, die zwischen den einzelnen Verhandlungsrunden stattfinden werden, durch aktive Teilnahme unterstützen. Auch wenn beamtete Kolleginnen und Kollegen nicht streiken dürfen, so können sie natürlich trotzdem in ihrer Freizeit an Demos und Warnstreiks teilnehmen und die Durchsetzung der Forderungen für den Tarifbereich unterstützen. Es sollte dabei nicht vergessen werden, dass die Besoldung in der Regel dem Tarifabschluss folgt. Gleiches gilt auch für die Versorgungsempfängerinnen und Versorgungsempfänger. Insoweit sollten alle Tarifbeschäftigten und beamteten Personen die Tarifrunde begleiten und die einzelnen Aktionen unterstützen.
Öffentlichkeitsveranstaltung
Am zweiten Tag des Gewerkschaftstages fand, in guter Tradition, wieder eine Öffentlichkeitsveranstaltung statt. Als Gäste nahmen Stefan Gruber als stellvertretender Referatsleiter 306 aus dem Landwirtschaftsministerium, Katrin Steffens als Referatsleiterin 75 aus dem Innenministerium, Michel Golibrzuch, Präsident des Landesamtes für Geoinformation und Landesvermessung Niedersachsen (LGLN), Alexander Zimbehl erster Landesvorsitzende des dbb Niedersachsen und last but not least unser BTB Bundesvorsitzender Jan-Georg Seidel teil.
Nach einer kurzen Begrüßung stellte der Vorsitzende der BTB Landesfachgruppe Vermessung, Marc Zimmermann, den Gästen noch einmal die Strukturen des BTB Niedersachsen und der Landesfachgruppe Vermessung vor. Danach übergab er das Wort an die Gäste, die jeweils einen aktuellen Einblick in ihre Zuständigkeitsbereiche gaben.
v.l. Alexander Zimbehl, Dennis Schröder, Günter Janzen, Gerriet Suhrkamp, Jan-Georg Seidel, Michel Golibrzuch, Katrin Steffens, Stefan Gruber, Marc Zimmermann und Werner Wagener (Foto: BTB-NI FG Verm)
Aktuelles aus der Landentwicklung bzw. ländlichen Bodenordnung
Stefan Gruber berichtete zu den aktuellen Entwicklungen, dass rund 1500 Anträge auf Fördermaßnahmen aus dem LEADER-Programm im Rahmen der Dorferneuerung gestellt seien. Das Programm sei aufgelegt, um die Lebensbedingungen auf dem Land nachhaltig zu verbessern.
Auf EU-Ebene wird allerdings der Wegfall dieses beliebten Förderinstruments diskutiert. Änderungen sind noch nicht beschlossen, werden aber ab 2028 erwartet.
Aktuell nimmt der Moorbodenschutz im Rahmen des Klimaschutzes einen hohen Stellenwert ein. Alleine 38 Prozent der Moorflächen in Deutschland befinden sich in Niedersachsen. Diese Flächen, die teilweise als Grünland genutzt werden, haben eine hohe Bedeutung für die Landwirtschaft. Im Rahmen des Klimaschutzes kommt es auch zur Wiedervernässung von Flächen. Bei Extremwetterereignissen können diese Flächen für ein besseres Wassermanagement genutzt werden. Bei Hochwasser oder extremer Trockenheit kann mit entsprechenden Speicherbauten Wasser zurückgehalten oder aber gezielt abgegeben werden, wenn es benötigt wird.
Referatsleiterin Steffens informiert zu aktuellen Themen
Zum Januar 2025 wurde das Fachaufsichtsreferat in die Abteilung 7 (Brand- und Katastrophenschutz) verlagert und dort als Referat 75 „Vermessung, Geoinformation und Kampfmittelbeseitigung“ angegliedert. Daneben wurde im Verlauf dieses Jahres die Zuständigkeit für das Thema „Digitalisierung“ dem Innenministerium übertragen und findet sich nun auch im neuen Namen wieder: Niedersächsisches Ministerium für Inneres, Sport und Digitalisierung. Alles was die Digitalisierung betrifft ist nunmehr in einer neuen Abteilung 4 angesiedelt. Um diesem Thema einen größeren Stellenwert zu geben, wurde mit Anke Pörksen eine zusätzliche Staatssekretärin mit der Wahrnehmung dieser Aufgaben betraut.
Als eine Konsequenz daraus sollen künftig die IT-Kosten im neuen Einzelplan 19 zusammengeführt und zentral durch MI verwaltet werden. Voraussichtlich wird dieser Schritt aber erst mit dem Doppelhaushalt 2027/2028 für das LGLN vollzogen werden.
Zum Thema neues Standortkonzept berichtete Frau Steffens, dass durch die Zusammenlegung von Wolfsburg und Gifhorn bereits die ersten Standorte, trotz möglicher Frist bis 31.12.2027, aufgelöst sind. Im Dezember folgen die Katasterämter Emden und Wilhelmshaven und schließen ihre Pforten. Die Standorte Helmstedt und Holzminden sind seit dem 01.11.2025 fortan unselbständige Außenstellen von Braunschweig bzw. Northeim.
Und als ob das nicht bereits genug wäre, hatte der Landesrechnungshof sogar noch eine weitere Prüfung zum Thema „Personalbindung und ‑gewinnung“ in der VKV initiiert. Obwohl das LGLN schon viele positive Maßnahmen und Aktivitäten zu dem Thema getätigt hat, war der Landesrechnungshof damit nicht zufrieden. Er hat verschiedene Dinge in seinem Prüfbericht angeregt u. a. eine detaillierte Personalbedarfsplanung.
Präsident Golibrzuch berichtet aktuelles aus dem LGLN
Der Präsident des LGLN ging in seinen Ausführungen auf die gesamtwirtschaftliche Lage und demographische Situation ein. Ein 20-jähriger Einstellungsstopp von 1995 bis 2015 habe einen ungünstigen Altersaufbau hinterlassen. Momentan sei die VKV vom Altersdurchschnitt der Beschäftigten betrachtet, die zweitälteste Verwaltung in Niedersachsen. In den letzten acht Jahren seien aber verstärkt jüngere Kolleginnen und Kollegen eingestellt worden, sodass in den nächsten fünf Jahren, wenn die Generation der Babyboomer in Rente bzw. Pension gegangen sei, die VKV zu den jüngsten Verwaltungen in Niedersachsen zählen würde.
Die Reorganisation des LGLN sei der richtige Schritt. Nachdem über Jahrzehnte Personal insbesondere durch Verwaltungsreformen reduziert worden sei, müssten nun folgerichtig auch die Standorte reduziert werden. Wichtig sei dabei aber, dass individuelle Lösungen gefunden werden, die möglichst alle Interessen berücksichtigen.
Die Digitalisierung und der KI-Einsatz schreiten im LGLN voran. Voraussetzung für die Digitalisierung sind jedoch einheitliche Geschäftsprozesse, so Golibrzuch. Das Thema soll absehbar im LGLN angegangen werden. Insgesamt stellte der Präsident fest, dass sich das LGLN auf einem guten Weg befindet.
Jan-Georg Seidel, BTB Bundesvorsitzender
Auch der BTB-Bundesvorsitzende, Jan-Georg Seidel, ging in seinen Ausführungen auf das Thema KI ein. Dabei stellte er fest, dass die KI-Ergebnisse immer nur so gut seien, wie die Daten, mit der sie zuvor „gefüttert“ wurde. Die KI kann den Menschen nicht ersetzen. Sie sollte ihn bestenfalls in seinem Handeln unterstützen.
Eine KI besitzt keine menschlichen Eigenschaften, wie zum Beispiel Anpassungsfähigkeit oder auch situativ flexibel reagieren zu können. Insofern ist es enorm wichtig, trotz Fachkräftemangels, eigene Kompetenzen und Wissen vorzuhalten.
Vor diesem Hintergrund sind Ausbildung und Personalentwicklung unverzichtbare Bausteine um Fachwissen zu erwerben bzw. auszubauen.
Im Weiteren ging er ausführlich auf die anstehende Tarifrunde ein. Die Entgelttabelle des TV‑L sei für den Bereich Technik und Naturwissenschaft nicht mehr konkurrenzfähig. Seidel hält es daher für wichtig eine eigene Entgelttabelle für die technischen Fachverwaltungen zu erreichen. Da dieses Vorhaben aber ein komplexer und langwieriger Prozess ist, sollte im ersten Schritt zunächst die Entgeltordnung für den technischen Dienst aktualisiert und auf den heutigen Stand gebracht werden.
Alexander Zimbehl, erster Landesvorsitzender dbb Niedersachsen
Kollege Zimbehl ging bei den vielen negativen Themen in den Tagesnachrichten zunächst auf die positiven Dinge im öffentlichen Dienst ein. Wenn wir als Beschäftigte des öffentlichen Dienstes nicht unbedingt bei der Höhe des Entgeltes punkten könnten, so doch zumindest bei anderen Dingen. Beispielhaft nannte er die Themen Kinderbetreuung, Pflege oder auch die Vereinbarungen zum mobilen Arbeiten bzw. Telearbeit.
Seit April 2025 ist der dbb Niedersachsen mit dem Thema „Alimentation“ besonders gefordert gewesen. Das Finanzministerium hatte das Niedersächsische Landesamt für Besoldung und Versorgung angewiesen alle Widersprüche zur Alimentation ohne Einzelfallprüfung negativ zu bescheiden. In der Folge hätten aber alle widerspruchführenden Beamtinnen und Beamten Klage gegen den Bescheid einlegen müssen. Bei rund 60.000 Widersprüchen wäre dadurch eine riesige Klagewelle auf die Verwaltungsgerichte in Niedersachsen zugerollt. Durch intensive Gespräche des dbb Niedersachsen mit der Staatskanzlei, dem Finanzministerium und unter Einbeziehung des Justizministeriums konnte dieses Vorhaben nun abgewendet werden. Im Ergebnis werden jetzt gezielt einzelne Widersprüche abschlägig beschieden und anschließend als Musterklagen zu den Verwaltungsgerichten übermittelt. Die anderen knapp 60.000 Widersprüche verbleiben unbearbeitet und nicht beschieden beim NLBV.
Mit einer richtungweisenden Entscheidung aus Karlsruhe dazu wird im kommenden Jahr gerechnet. Das Land Niedersachsen hat bislang jedoch keine Rücklagen gebildet, um etwaige Nachzahlung daraus bestreiten zu können. Für das Jahr 2025 ist also erneut der jährliche Widerspruch einzulegen um seine Rechte zu wahren.
Ausblick für 2026
Der Vorstand der Landesfachgruppe Vermessung wird seine Gespräche mit den Verwaltungsspitzen fortsetzen. Hier wird es u. a. darum gehen, immer wieder darauf hinzuweisen, die Menschen – sprich die Beschäftigten – bei der digitalen Transformation nicht zu vergessen. Bei allem Fortschritt durch Automation, Digitalisierung und KI-Einsatz darf die wichtigste Ressource – der Mensch – nicht vergessen werden. Das Ziel muss vielmehr sein, dass alle Beschäftigten in dem anstehenden Veränderungsprozess bestmöglich mitgenommen und einbezogen werden.
Mit diesen Aussichten beendete der Vorsitzende, Marc Zimmermann, den Gewerkschaftstag 2025 und kündigt bereits den nächsten BTB Gewerkschaftstag der Landesfachgruppe Vermessung an. Er wird im nächsten Jahr von der Bezirksfachgruppe Emsland ausgerichtet werden.
V. i. S. d. P.
Marc Zimmermann, Vorsitzender
Landesfachgruppe Vermessung
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