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Inhaltsverzeichnis

Einkommensrunde 2016 für Bund und Kommunen
   Russ: Arbeitgebern fehlt jeder Wille zum Durchbruch
   Mahnwachen in acht Bundesländern
   Jugend mahnt die kommunalen Arbeitgeber zum Handeln

Frauenpolitische Fachtagung
   IT und Arbeitswelt: Aus Dauer-Erreichbarkeit darf keine Ausbeutung werden

Europäischer Abend
   Europa braucht neuen gemeinsamen Aufbruch

dbb tarifunion
   Einkommensrunde 2016 für Bund und Kommunen
     Start der zweiten Verhandlungsrunde - Russ: „Es ist genug Geld da“

dbb bundesfrauenvertretung
   Frauenpolitische Fachtagung der dbb bundesfrauenvertretung
     Digitaler Wandel im öffentlichen Dienst: Qualität der Arbeit für Frauen sichern
   Termin im BMFSFJ mit Staatssekretärin Ferner
     Dienstliche Beurteilung: Frauenförderung muss beförderungsrelevant sein

dbb Jugend
   Mahnwachen in acht Bundesländern
   Jugend mahnt die kommunalen Arbeitgeber zum Handeln
   Wie werden wir in Zukunft arbeiten? Was bedeutet Arbeit 4.0 eigentlich für Frauen?

 

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Einkommensrunde 2016 für Bund und Kommunen

Russ: Arbeitgebern fehlt jeder Wille zum Durchbruch

Nachdem auch die zweite Runde der Tarifverhandlungen für die Beschäftigten des öffentlichen Dienstes von Bund und Kommunen am 12. April 2016 in Potsdam ergebnislos geblieben ist, zeigt sich der dbb-Verhandlungsführer Willi Russ von der Strategie der Arbeitgeber verärgert: „Das vorgelegte ‚Angebot‘ ist völlig unbrauchbar. Den Arbeitgebern fehlt jeder Wille zum Durchbruch. Wir können hier in Potsdam stundenlang die kleinen Schrauben drehen, aber solange die Arbeitgeber denken, bei niedriger Inflation dürften wir eigentlich keine Einkommensforderung stellen, kommen wir einem Abschluss keinen Millimeter näher.“

In einigen strukturellen Fragen, etwa bei der Eingruppierung, hätten die Tarifparteien zwar Annäherungen erreicht, erklärte Russ, „aber bei entscheidenden Themen, wie dem Einkommen oder der unbefristeten Übernahme der Auszubildenden mauern die Arbeitgeber weiter.“

Die dbb-Verhandlungskommission hat entschieden, die bundesweiten Warnstreiks vor der dritten und entscheidenden Verhandlungsrunde auszuweiten. „Die Kolleginnen und Kollegen erwarten zu Recht Respekt und Wertschätzung für ihre Arbeit und keine ‚Scheinangebote‘. In den Betrieben und Ämtern vor Ort werden wir den Druck in den nächsten Tagen also deutlich erhöhen, damit wir in der dritten Runde Ende April noch den Durchbruch schaffen“, so Russ weiter.

Hintergrund:

Vom Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst von Bund und Kommunen (TVöD) sind insgesamt knapp zwei Millionen Beschäftigte betroffen: 147.335 Arbeitnehmer des Bundes, 1.241.845 Arbeitnehmer der Kommunen, für die der TVöD direkte Auswirkungen hat, sowie 179.595 Beamte und 179.000 Versorgungsempfänger des Bundes, auf die der Tarifabschluss übertragen werden soll, um den Gleichklang der wirtschaftlichen und finanziellen Entwicklung im öffentlichen Dienst zu gewährleisten. Die wirkungsgleiche Übertragung betrifft nur die Bundesbeamten, da die Kommunalbeamten nach den jeweiligen Landesgesetzen besoldet/versorgt werden.

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Mahnwachen in acht Bundesländern

Jugend mahnt die kommunalen Arbeitgeber zum Handeln

Zu einer dezentralen Mahnwache versammelten sich am 13. April 2016 in acht Bundesländern viele junge Beschäftigte des öffentlichen Dienstes vor den Sitzen der kommunalen Arbeitgeberverbände. Auch in Berlin haben Jugendvertreter mit Unterstützung der stellvertretenden dbb Bundesvorsitzenden Astrid Hollmann vor der Tür des kommunalen Arbeitgeberverbandes erneut eindringlich auf ihre Forderung hingewiesen.

Sandra Kothe, Vorsitzende der dbb jugend, stellte im Gespräch mit Claudia Pfeiffer, Geschäftsführerin der KAV Berlin klar: „Gerade die Befristungen für Berufseinsteiger schrecken viele Auszubildende ab, denen so eine Perspektive und Verlässlichkeit fehlt. Sie suchen sich dann eher einen Arbeitsplatz in der Privatwirtschaft. Das verschärft den Fachkräftemangel im öffentlichen Dienst nochmals enorm.“ dbb-Vize Hollmann unterstützte: „Die Arbeitgeber können nichts gewinnen, wenn sie versuchen, einen Discountabschluss ohne Perspektiven für den Nachwuchs durchzusetzen. Jeder, der über den Tag hinaus denkt, wird erkennen, dass der öffentliche Dienst ohne Jugend keine Zukunft hat!“ Bezahlung, Arbeitsbedingungen und Job-Perspektiven müssten stimmen, sonst werde der dringend benötigte Nachwuchs sein Auskommen woanders suchen. Das Nachsehen hätten am Ende die Bürger.

Die jungen Gewerkschafter hatten zur Mahnwache Schilder mit der Aufschrift „Vorfahrt für die Jugend“, „BefristungsSTOP“, „Baustelle öffentlicher Dienst“ und „Öffentlichen Dienst wiederbeleben“ dabei. Damit wiesen sie darauf hin, dass bis 2023 etwa 700.000 Beschäftigte in den Ruhestand gehen, und die Bewerberzahlen für den öffentlichen Dienst rückläufig sind. Sandra Kothe: „Wir müssen jungen Menschen im öffentlichen Dienst eine Perspektive bieten und sie nach bestandener Ausbildung auch endlich übernehmen. Wir können nicht verstehen, dass die Arbeitgeber es seit Jahren nicht schaffen, eine verlässliche Regelung für eine unbefristete garantierte Übernahme zu schaffen. Es kann auch nicht sein, dass unsere Azubis etwa 50 Euro ihrer Reisekosten zu den auswärtigen Berufsschulen selber tragen müssen. Wo kommen wir denn hin, dass wir zur Arbeit noch unser eigenes Geld mitbringen müssen?“

So sahen das auch zahlreiche andere Teilnehmer der Mahnwache. Steven Werner, Sprecher der AG Jugend in Europa, sagte: „Die Arbeitgeber sprechen von hohen Kosten, die durch einen Tarifabschluss verursacht würden. Wir stehen heute hier um zu zeigen, dass die Beschäftigten nicht als Kosten, sondern eher als Investition in die Zukunft begriffen werden sollten.“ Das unterstützte auch der stellvertretende Vorsitzende der dbb jugend Steffen Kollmanns: „Ich bin heute hier, um ein deutliches Zeichen zu setzen, dass ein zukunftsfähiger öffentlicher Dienst und somit ein handlungsfähiger Staat nicht zum Nulltarif zu haben sind. Das betrifft auch die unbefristete Übernahme der Auszubildenden.“ Und Torsten Jaene (DPVKOM) stellte fest: „Klar ist, dass der öffentliche Dienst mit seiner Befristungspolitik ein schlechtes Vorbild für die Privatwirtschaft ist.“

Neben Berlin haben sich engagierte junge Gewerkschafter zeitgleich auch zu Mahnwachen in Stuttgart, München, Frankfurt am Main, München, Mainz, Dresden und Halle an der Saale getroffen. Laut einer IAB-Studie ist der öffentliche Dienst negativer Spitzenreiter bei Befristungen. Davon überproportional stark betroffen ist die Altersgruppe der 16- bis 24-Jährigen. Die dbb jugend fordert daher in der Einkommensrunde neben einer Erhöhung der Azubientgelte um 100 Euro, 30 Tagen Urlaub und Verbesserungen bei den Reisekosten insbesondere auch die unbefristete Übernahme. Von der Einkommensrunde sind deutschlandweit 2,4 Millionen Beschäftigte sowie über 100.000 Azubis und Praktiken unmittelbar und mittelbar betroffen.

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Frauenpolitische Fachtagung

IT und Arbeitswelt: Aus Dauer-Erreichbarkeit darf keine Ausbeutung werden

Für einen „gesunden Umgang“ mit den modernen Möglichkeiten der Informations- und Kommunikationstechnologie in der Arbeitswelt hat dbb Chef Klaus Dauderstädt geworben. „Vereinbarte Arbeitszeit darf nicht durch moderne IT-Vernetzung umgangen und gnadenlos überzogen werden“, forderte Dauderstädt bei der 12. Frauenpolitischen Fachtagung der dbb bundesfrauenvertretung am 12. April 2016 in Berlin.

„Die viel zitierte permanente Erreichbarkeit verwischt mit der unwiderstehlichen Leichtigkeit des ‚Klings‘ beim Eintreffen einer Mail oder Nachricht auf dem Handy erbarmungslos die Grenze zwischen Freizeit und Beruf. Das dezimiert die Erholungs- und Entspannungsphasen, die wir zur Bewältigung des Arbeitsstresses brauchen und auf deren Inanspruchnahme niemand verzichten sollte“, so der dbb Bundesvorsitzende weiter. „Das zwingt vielleicht nicht gleich zu Schutztatbeständen in Gesetzen oder Dienstvereinbarungen, setzt aber eine Führungskultur voraus, die wir nicht überall vorfinden. Wir sind ja gerne vernetzt, aber nicht rund um die Uhr – das wäre schlicht Ausbeutung.“ Die neue Flexibilität sei begrüßenswert, betonte Dauderstädt, ihr Mehrwert müsse für alle Beteiligten ausgeschöpft werden: Beschäftigten gerade mit Familienpflichten sollten, wo vom Betriebsablauf her machbar, Alternativen wie Heim- und Telearbeit eröffnet werden, ebenso wie das auf die Lebensarbeitszeit insgesamt abstellende Instrument der Flexibilisierung durch Langzeit- oder Lebensarbeitszeitkonten. „Die von Arbeitgeberseite bisher strikt abgelehnte Kumulation und Kombination angesammelter Zeiten vor dem anstehender Eintritt in den Ruhestand ist ein alter Hut, der nicht auf moderne Köpfe passen kann“, stellte der dbb Chef klar. Dauderstädt machte auch deutlich, dass „der IT-Einsatz nicht zur Entwertung der geleisteten Arbeit führen darf. Wurde früher ein Rentenbescheid mit der Hand vorberechnet, darf diese Funktion heute nicht niedriger eingestuft werden, weil das Programm alles automatisch berechnet. Am Ende steht nach wie vor ein wichtiger Verwaltungsakt, den der Sachbearbeiter auf seine Richtigkeit zu prüfen und zu verantworten hat.“

„Der digitale Wandel der Arbeitswelt ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe,“ betonte Helene Wildfeuer, Vorsitzende der dbb bundesfrauenvertretung und Gastgeberin der Frauenpolitischen Fachtagung. „Diejenigen, die für einen funktionsfähigen Staat und das Gemeinwesen sorgen, müssen in der Debatte mitgedacht werden. In diesem Bereich arbeiten vor allem Frauen. Sie stellen sich – ebenfalls zu Recht – die Frage: Was wird aus mir und meiner Arbeit in den nächsten zehn, 15, 20 Jahren? Die betroffenen Akteure aus Wirtschaft, Industrie, Politik und aus dem öffentlichen Dienst müssen sich dieser Herausforderung gleichermaßen stellen,“ forderte die Vorsitzende. Dazu müssten auch die bestehenden gesetzlichen Mitbestimmungsregeln an die Erfordernisse einer zunehmend digitalisierten und entgrenzten Arbeitswelt angepasst werden. „Die Beschäftigten und deren Vertretungen müssen von Anfang an in die Weiterentwicklung der Arbeitsprozesse einbezogen werden.“ Darüber hinaus warnte Wildfeuer davor, dass neue Technologien, die die Arbeit vermeintlich erleichterten, für ältere Beschäftigte zur Feuerprobe werden könnten: „Wer nicht mehr mitkommt, wird schnell von den jüngeren Kolleginnen und Kollegen abgehängt. Umso dringender müssen wir diese Beschäftigtengruppe an die neuen Technologien heranführen. Passgenaue Weiterbildungen und gezielte Schulungen müssen die Beschäftigten dort abholen, wo sie mit ihrem digitalen Knowhow gerade stehen. Es wäre fatal für die Entwicklung des öffentlichen Dienstes, gerade die erfahrenen Beschäftigten und deren Wissen durch den digitalen Wandel zu früh zu verlieren“.

Bei der 12. Frauenpolitischen Fachtagung der dbb bundesfrauenvertretung analysieren und diskutieren am 12. April 2016 in Berlin unter der Überschrift „Arbeit 4.0“ Experten aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Verwaltung die Auswirkungen der Digitalisierung auf den Arbeitsmarkt. Was bedeutet „Arbeit 4.0“ für die Organisationsstrukturen des öffentlichen Sektors? Welche Auswirkungen haben die dynamischen Veränderungen auf die Karriereentwicklung weiblicher Beschäftigter? Wie steht es um die Fürsorgepflicht der Vorgesetzten und wo können und müssen Gewerkschaften aktiv werden?

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Europäischer Abend

Europa braucht neuen gemeinsamen Aufbruch

Vor einem Scheitern des „Projekts Europa“ hat der dbb Bundesvorsitzende Klaus Dauderstädt gewarnt. „Einen Abbruch des europäischen Projekts kann und darf es nicht geben. Europa braucht einen neuen gemeinsamen Aufbruch“, sagte der dbb Chef im Vorfeld des Europäischen Abends am 11. April 2016 in Berlin, wo namhafte Experten aus Politik, Wissenschaft und Medien zur Diskussion über „Europas Zukunft – Aufbruch oder Abbruch“ zusammenkamen.

„Europa ist unser aller Aufgabe“, betonte Dauderstädt. „Das ist nicht nur Sache der Politik, auch zivilgesellschaftliches Engagement und sozialpartnerschaftliche Verantwortung sind gefragt. Dabei haben wir auch als Beamtenbund den einen oder anderen Konflikt mit europäischen Regelungen, vor allen Dingen dann, wenn wir glauben, dass das deutsche Modell gut funktioniert – wie etwa das duale System in der beruflichen Bildung, der besondere Beamtenstatus oder unsere selbstverwaltete, beitragsfinanzierte und gegliederte Sozialversicherung. Dort halten wir das Subsidiaritätsprinzip hoch. Doch eine Renationalisierung Europas wäre nicht nur ein politischer Rückschritt, sondern weit mehr als das. Eine Renationalisierung würde die europäische Ordnung zerstören, die sich nach dem Zweiten Weltkrieg herausgebildet hat. Sie würde ein gefährliches Vakuum erzeugen und damit Raum schaffen für neue Hierarchien in Europa, für ein neues Machtgefüge, das am Ende nur Verlierer kennt“, warnte der dbb Chef. „Ein neuer europäischer Aufbruch ist in jedem Fall eine gemeinsame Aufgabe der Europäer. Deutschland trägt dabei große Verantwortung, es tut dies aber nicht allein“, ergänzte er.

„Abgesänge auf die Europäische Union“ halte er deshalb für unangebracht, so Dauderstädt. „Die Zeiten mögen zwar schwierig sein, die Institutionen funktionieren aber nach wie vor. Das politische System, das die europäische Integration hervorgebracht hat, hat sich gerade in den Krisenjahren bewährt. Manche sind enttäuscht über die europäische Politik, vor allem über die Politik einiger Regierungen in Europa, doch zeigen viele Meinungsumfragen, dass die Bürger in den großen Fragen unserer Zeit gemeinsame europäische Antworten wünschen.“

Der Europäische Abend ist eine Kooperationsveranstaltung der Europa-Union Deutschland, des Bundesnetzwerks Bürgerschaftliches Engagement, der Vertretung der Europäischen Kommission in Deutschland und des dbb beamtenbund und tarifunion. Am 11. April 2016 begrüßten die Gastgeber Dr. Eva Högl, MdB, Vizepräsidentin der Europa-Union Deutschland, und der dbb Bundesvorsitzende Klaus Dauderstädt zu Impulsen und Diskussionen unter der Überschrift „Europas Zukunft – Europa im Aufbruch oder Abbruch“: Dr. Viviane Reding, MdEP, frühere EU-Kommissarin und EU-Kommissions-Vizepräsidentin, Prof. Dr. Gesine Schwan, Präsidentin der Humboldt-Viadrina Governance Platform, Dr. Wolfram Eilenberger, Chefredakteur „Philosophie Magazin“, Prof. Dr. Herfried Münkler, Lehrstuhlinhaber für „Theorie der Politik“ an der Humboldt-Universität zu Berlin und Jens Spahn, MdB, Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesministerium der Finanzen.

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dbb tarifunion

Einkommensrunde 2016 für Bund und Kommunen

Start der zweiten Verhandlungsrunde - Russ: „Es ist genug Geld da“

Vgl. auch oben

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dbb bundesfrauenvertretung

12. Frauenpolitische Fachtagung der dbb bundesfrauenvertretung

Digitaler Wandel im öffentlichen Dienst: Qualität der Arbeit für Frauen sichern

Gesetzgeber, Tarifpartner, Betriebs- und Personalräte sind gleichermaßen gefragt, sich aktiv für einen gesunden und geschlechtergerechten digitalen Wandel im öffentlichen Dienst einzusetzen. Dies hat die Vorsitzende der dbb bundesfrauenvertretung Helene Wildfeuer auf der 12. Frauenpolitischen Fachtagung „Digitalisierte Welt: Frauen 4.0 – rund um die Uhr vernetzt?“ am 12. April 2016 in Berlin gefordert. „Die bestehenden gesetzlichen Mitbestimmungsrechte müssen an die Erfordernisse einer zunehmend digitalisierten und entgrenzten Arbeitswelt angepasst werden. Denn je dezentraler die Beschäftigten arbeiten, desto wichtiger wird die Bündelung ihrer Interessen“, sagte die Vorsitzende zum Auftakt der Veranstaltung.

Vor allem die Nachteile, die aufgrund von Pflege, Eltern- und Teilzeitbeschäftigung bestehen, müssten gezielt in den Blick genommen werden. „Wer weniger Zeit im Büro verbringt, wird seltener bei Beförderungen berücksichtigt. Diese Tendenz droht mit zunehmender Entgrenzung der Arbeit weiter zu steigen“, machte Helene Wildfeuer deutlich. „Umso mehr müssen wir darauf achten, dass ein Mehr an Mobilität und Flexibilität Frauen in ihrer Karriereentwicklung nicht noch stärker zurückwirft.“

Eindringlich warnte Helene Wildfeuer auch vor den gesundheitlichen Risiken, die der digitale Wandel mit sich bringt. „Die Möglichkeit, von zu Hause aus zu arbeiten, darf nicht dazu führen, dass sich Beschäftigte verpflichtet fühlen, rund um die Uhr zur Verfügung zu stehen“, so die Vorsitzende. Um diese Risiken nicht auszureizen, müssten auch im öffentlichen Dienst die geltenden Gesetze zum Arbeits- und Gesundheitsschutz ordnungsgemäß angewandt und entsprechend an die sich wandelnden Arbeitsumstände angepasst werden. „Richtwerte dafür liefern die Bedürfnisse der Beschäftigten“, betonte Helene Wildfeuer. “Sie sind damit auch jene Expertinnen und Experten, die am besten wissen, was gut für ihre Arbeit und ihre Gesundheit ist. Sie müssen mit ins Boot geholt werden!“

Bei der Gestaltung der Arbeitsplätze der Zukunft im öffentlichen Dienst müssten auch die Erwartungen der jungen Generation Berücksichtigung finden. „Vor allem junge Frauen streben nach einer sinnstiftenden beruflichen Aufgabe, bei der die persönliche und private Entfaltung nicht zu kurz kommt. Sie wollen, dass sich die Erwerbstätigkeit an ihr persönliches Leben anpasst“, hob Helene Wildfeuer heraus. Diesen Anspruch junger Frauen an ihre Lebensgestaltung müssten auch die öffentlichen Arbeitgeber „im Sinne einer Balance aus Arbeiten und Wirken, Familie und Freizeit“ stärker berücksichtigen. „Nur so können sie die hart umworbenen, gut ausgebildeten Nachwuchskräfte für sich gewinnen“, so die Vorsitzende.

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Termin im BMFSFJ mit Staatssekretärin Ferner

Dienstliche Beurteilung: Frauenförderung muss beförderungsrelevant sein

Haupthindernis für das Fortkommen von Frauen im öffentlichen Dienst des Bundes sieht die dbb bundesfrauenvertretung in den nicht mehr zeitgemäßen Beurteilungsroutinen begründet. Darauf verwies die Vorsitzende der dbb bundesfrauenvertretung Helene Wildfeuer im Gespräch mit der Parlamentarischen Staatsekretärin Elke Ferner im Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend in Berlin am 11. April 2016. „Wenn wir über bessere Aufstiegschancen für Frauen im öffentlichen Dienst sprechen, dann müssen wir die dienstlichen Beurteilungen kritisch prüfen. Zwar sind die einzelnen Bewertungskriterien geschlechtsneutral formuliert. In ihrer Wirkung folgen sie jedoch dem klassischen Rollenverständnis“, erläuterte die Vorsitzende.

Neben einer zeitgemäßen Führungskultur, die „Teamfähigkeit und kollegiales Miteinander als wichtige Führungsqualitäten“ anerkenne, sei vor allem die gezielte Schulung und eine stärkere Kontrolle der Beurteilenden dringend notwendig, so Helene Wildfeuer. „Die erfolgreiche Umsetzung der gesetzlich vorgeschriebenen Frauenförderung muss einen zentralen Stellenwert bei der dienstlichen Beurteilung von Personalverantwortlichen und Führungskräften ab Teamleitung aufwärts einnehmen.“

Insbesondere die stark an Präsenzzeiten ausgerichtete Auffassung von Arbeitsleistung bei der dienstlichen Beurteilung sieht Helene Wildfeuer in der Kritik. „Anwesenheit im Büro ist in vielen Dienststellen noch immer maßgebend für die Leistungsbewertung. Wer aber Teilzeit oder Telearbeit nutzt, was vorwiegend Frauen tun, fällt dann sehr wahrscheinlich durchs Raster und verpasst den Einzug in die Riege der Beförderungswürdigen.“

Auffällig sei zudem, dass Männer hinsichtlich Flexibilität, Verantwortungsbewusstsein und Durchsetzungsvermögen überdurchschnittlich besser bewertet würden als Frauen. „Weibliche Beschäftigte punkten eher bei sogenannten ‚weichen‘ und damit nicht vorrangig beförderungsrelevanten Kriterien wie Teamfähigkeit und Sozialkompetenz“, erläuterte Helene Wildfeuer. „In der Bewertung werden Geschlechterstereotype, die am Arbeitsplatz vorherrschen, deutlich sichtbar. Das ist nicht nur diskriminierend, es sagt auch viel über die Führungskultur in der jeweiligen Dienststelle aus.“

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dbb Jugend

Mahnwachen in acht Bundesländern

Jugend mahnt die kommunalen Arbeitgeber zum Handeln

Vgl. auch oben

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Wie werden wir in Zukunft arbeiten? Was bedeutet Arbeit 4.0 eigentlich für Frauen?

Sandra Kothe, Vorsitzende der dbb jugend hat als Diskussionsteilnehmerin auf dem Podium eine klare Forderung: „Gerade junge Frauen nutzen privat alle Möglichkeiten, die ihnen die digitalen Entwicklung der letzten Jahre bietet. Kaum jemand kann sich ein Leben ohne Smartphone, Internetzugang oder gar Computer vorstellen. Aber in der Arbeitswelt des öffentlichen Dienstes werden die Möglichkeiten flexibler, digitaler und vernetzter Arbeit noch nicht ausreichend genutzt. Ich sehe hier gerade für junge Frauen (und übrigens auch Männer) noch viele Möglichkeiten, um mit moderner Technik und IT eine bessere Vereinbarkeit von Beruf, Karriere und Familie zu ermöglichen und vor allem Prozesse zu erleichtern.“

In der Podiumsdiskussion „Gute Arbeit weiterdenken, Frauen mitdenken!“ wurden aber nicht nur die möglichen Vorteile, die sich für die Arbeitswelt ergeben, thematisiert. „Für junge Frauen geht es immer um Alles: wie mache ich Karriere, wie werde ich meinen Anforderungen gegenüber meiner Familie gerecht?“, stellte Sandra Kothe kritisch fest: „Ich sehe einerseits die Vorteile, die eine digitale Arbeitswelt bietet, insbesondere in Bezug auf die Flexibilität von Arbeitszeit und Arbeitsort. Gleichzeitig sehe ich die Gefahr, dass es zu einer ‚Entgrenzung‘ kommen könnte und zu Stress für die jungen Frauen, gerade wegen der ständigen Erreichbarkeit und der geforderten Flexibilität. Die dbb jugend setzt sich deshalb gegenüber den öffentlichen Arbeitgebern für mehr Achtsamkeit im Umgang mit Beschäftigten ein, bereits jetzt haben wir es mit einer ständigen Arbeitsverdichtung zu tun. Auch die ständige Praxis, Neulinge im öffentlichen Dienst zunächst befristet einzustellen, übt großen Druck auf junge Frauen aus.“

Vgl. auch oben

  •  

  • forsa-Bürgerbefragung 2023

     


  • (Quelle: dbb)
    Monitor öffentlicher Dienst 2024
     
  •  
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